Kölner Karneval

Karneval in Köln: Tradition, Bräuche und die fünfte Jahreszeit

Tauchen Sie ein in die rheinische Fröhlichkeit des Kölner Karnevals. Erfahren Sie alles über die Traditionen, die wichtigsten Veranstaltungen und wie Sie das Beste aus der "fünften Jahreszeit" machen können.

Die fünfte Jahreszeit beginnt

Am 11. November um 11:11 Uhr beginnt in Köln die "fünfte Jahreszeit" - der Karneval. Für die Kölner ist dies mehr als nur ein Fest; es ist ein Lebensgefühl, eine Tradition, die tief in der rheinischen Seele verwurzelt ist. Der Kölner Karneval gehört zu den ältesten und größten Karnevalsfeierlichkeiten Deutschlands.

Doch was macht den Kölner Karneval so besonders? Es ist die einzigartige Mischung aus Tradition und Moderne, aus ausgelassener Fröhlichkeit und tiefer Verwurzelung in der Geschichte der Stadt. "Alaaf!" - der traditionelle Kölner Karnevalsruf - hallt monatelang durch die Straßen der Domstadt.

Alaaf vs. Helau

Während in Köln "Alaaf!" gerufen wird, rufen die Düsseldorfer "Helau!". Diese Rivalität zwischen den beiden rheinischen Städten ist legendär und sorgt jedes Jahr für zusätzliche Würze im Karneval.

Die Geschichte des Kölner Karnevals

Die Wurzeln des Kölner Karnevals reichen zurück bis ins Mittelalter. Bereits im 12. Jahrhundert feierten die Kölner ausgelassene Feste vor der Fastenzeit. 1823 wurde das "Festordnende Comitee" gegründet, das den Karneval organisierte und die Tradition des Rosenmontagszuges ins Leben rief.

Wichtige Meilensteine:

  • 12. Jahrhundert: Erste dokumentierte Karnevalsfeiern
  • 1823: Gründung des Festkomitees
  • 1824: Erster offizieller Rosenmontagszug
  • 1870: Gründung der ersten Karnevalsgesellschaft
  • 1950: Neubeginn nach dem Zweiten Weltkrieg

Der Karnevalskalender

Der Kölner Karneval folgt einem jahrhundertealten Rhythmus, der sich nach dem Osterfest richtet:

11.11. - Sessionseröffnung

Um 11:11 Uhr wird der Karneval am Heumarkt eröffnet. Der Oberbürgermeister und das Prinzenpaar geben den Startschuss für die Session.

Weiberfastnacht

Der Donnerstag vor Rosenmontag gehört traditionell den Frauen. Sie "stürmen" Rathäuser und Büros und schneiden den Männern die Krawatten ab - gegen einen Kuss als "Entschädigung".

Rosenmontag

Der Höhepunkt des Karnevals: Der große Rosenmontagszug zieht durch die Kölner Innenstadt. Über eine Million Menschen säumen die Straßen.

Veilchendienstag

Der letzte Tag des Straßenkarnevals. Am Abend wird auf dem Alter Markt der "Nubbel" (Sündenbock) verbrannt - symbolisch für alle Sünden der Karnevalszeit.

Das Dreigestirn

Das Kölner Dreigestirn besteht aus Prinz, Bauer und Jungfrau und repräsentiert die Stadt während der gesamten Karnevalssession. Jede Figur hat ihre eigene symbolische Bedeutung:

Der Prinz

Repräsentiert die Wehrhaftigkeit der freien Reichsstadt Köln. Er trägt die historischen Stadtfarben Rot und Weiß.

Der Bauer

Steht für den Nährstand und die Fruchtbarkeit des Rheinlandes. Seine Attribute sind Dreschflegel und Kornähren.

Die Jungfrau

Verkörpert die Uneinnehmbarkeit der Stadt Köln. Wird traditionell von einem Mann dargestellt und trägt eine Mauerkrone.

Musik und Büttenreden

Musik ist die Seele des Kölner Karnevals. Von traditionellen Karnevalsliedern bis hin zu modernen Hits - die Kölner Bands prägen das musikalische Gesicht des Karnevals:

Traditionelle Karnevalslieder:

  • "Viva Colonia" - Höhner
  • "Ich ben e kölsche Jung" - Peter Petrel
  • "Mer losse d'r Dom en Kölle" - Willi Ostermann
  • "En unserem Veedel" - Bläck Fööss

Büttenreden

Die Büttenrede ist eine Kunstform für sich. In rheinischem Dialekt werden mit Humor und Wortwitz aktuelle politische und gesellschaftliche Themen aufs Korn genommen. Die besten Büttenredner sind wahre Volkshelden.

"Karneval ist nicht nur ein Fest - es ist ein Zustand der Seele, der uns Kölner das ganze Jahr über begleitet." Konrad Adenauer, ehemaliger Oberbürgermeister von Köln

Kostüme und Verkleidungen

Im Kölner Karneval ist alles erlaubt - von traditionellen Kostümen bis hin zu kreativen Eigenkreationen. Besonders beliebt sind:

  • Pierrot und Pierrette: Klassische französische Harlekin-Kostüme
  • Cowboy und Indianer: Seit den 1950ern ein Klassiker
  • Fantasiekostüme: Der Kreativität sind keine Grenzen gesetzt
  • Gruppenkostüme: Ganze Veedel (Stadtteile) verkleiden sich gemeinsam

Der Rosenmontagszug

Der Kölner Rosenmontagszug ist einer der größten Karnevalsumzüge der Welt. Über 10.000 Teilnehmer, mehr als 120 Wagen und Fußgruppen ziehen durch die Kölner Innenstadt.

Zahlen und Fakten:

6,5 km

Länge der Zugstrecke

3 Stunden

Dauer des Zuges

300 Tonnen

Kamelle werden geworfen

1 Million

Zuschauer an der Strecke

Die Route

Der Zug startet traditionell in Köln-Klettenberg und führt über die Severinstraße, Chlodwigplatz, Ubierring, Sachsenring, Barbarossaplatz, Hohenzollernring, Kaiser-Wilhelm-Ring, Hansaring, Ebertplatz, Eigelstein, Am Hof, Tunisstraße, An der Rechtschule zum Heumarkt.

Kölsch und Halver Hahn

Zum Karneval gehört natürlich auch das leibliche Wohl. Kölsch, das berühmte Bier der Stadt, fließt in Strömen. Dazu gibt es traditionelle rheinische Spezialitäten:

  • Halver Hahn: Roggenbrötchen mit Käse und Senf
  • Himmel un Ääd: Himmel und Erde - Kartoffelbrei mit Apfelmus
  • Rheinischer Sauerbraten: Mit Rosinen und Lebkuchen verfeinert
  • Reibekuchen: Kartoffelpuffer mit Apfelmus oder Rübenkraut

Die Veedel feiern

In jedem Kölner Stadtteil (Veedel) wird Karneval gefeiert. Jedes Veedel hat seinen eigenen Charakter und seine eigenen Traditionen:

Bekannte Veedel und ihre Besonderheiten:

  • Altstadt: Hier schlägt das Herz des Karnevals
  • Ehrenfeld: Alternativ und kreativ
  • Südstadt: Studentisch und international
  • Nippes: Familiär und traditionell

Sitzungskarneval

Neben dem Straßenkarneval gibt es den Sitzungskarneval in den großen Sälen der Stadt. Die bekanntesten Veranstaltungen sind:

  • Stunksitzung im E-Werk: Politische Satire auf höchstem Niveau
  • Rote Funken im Gürzenich: Die traditionsreichste Karnevalsgesellschaft
  • Blaue Funken: Bekannt für ihre spektakulären Gardetänze
  • Sessionseröffnung im WDR: Wird im Fernsehen übertragen

Tipps für Karneval-Neulinge

Sie möchten zum ersten Mal den Kölner Karneval erleben? Hier sind die wichtigsten Tipps:

Früh da sein

Die besten Plätze am Rosenmontagszug sind schnell besetzt. Kommen Sie mindestens 2 Stunden vorher.

Beutel mitbringen

Für die Kamelle! Ein großer Beutel ist unverzichtbar für die vielen Süßigkeiten.

Kostüm tragen

Verkleidung ist Pflicht! Wer nicht kostümiert ist, fällt unangenehm auf.

Mitsingen

Lernen Sie die wichtigsten Karnevalslieder. Die Stimmung wird dadurch noch besser!

Nachhaltiger Karneval

Auch der Kölner Karneval wird grüner. Initiativen für mehr Nachhaltigkeit:

  • Mehrwegbecher statt Einwegplastik
  • Müllvermeidung und besseres Recycling
  • Klimaneutrale Anreise mit öffentlichen Verkehrsmitteln
  • Regionale Produkte bei Speisen und Getränken

Mehr als nur ein Fest

Der Kölner Karneval ist weit mehr als nur eine Feier - er ist Ausdruck rheinischer Lebensfreude, Toleranz und Gemeinschaftsgefühl. Hier kommen Menschen aller Schichten, Nationalitäten und Altersgruppen zusammen, um gemeinsam zu feiern.

Die Tradition des Karnevals lehrt uns, dass es wichtig ist, das Leben nicht zu ernst zu nehmen und gemeinsam zu lachen. In einer Zeit, in der die Welt oft düster erscheint, bietet der Karneval einen Raum für pure Lebensfreude und menschliche Verbindung.

Kölle Alaaf!